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  • Jennifer Kringel und Carina Peters stellen sich

13 Monate, 12 Länder, 2 Frauen - Einblicke in eine besondere WELTREISE


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Jennifer Kringel (36) und Carina Peters (39) haben sich einen lang gehegten Traum erfüllt. Beide haben ihre Jobs gekündigt, bzw. ihre Selbständigkeit verlassen, um für 13 Monate endlich einmal länger auf Reisen zu gehen. Und dies in einem Lebensabschnitt, wo gewöhnlich Kinder gemacht, Häuser gebaut oder begonnene Karrieren verfolgt werden. Geht nicht? Gibt‘s nicht? Ganz im Gegenteil, das Frauenpaar genießt ihren Mut und ihre Freiheit jeden Tag aufs Neue. Mit wachsender Begeisterung planen sie schon die nächsten Projekte und wollen diese nach ihrer Reise mit nur noch mehr Elan anpacken und zügig umsetzen.

„Reisen ist zu jeder Zeit eine enorme Bereicherung. Nicht umsonst sagt man Schiffe im Hafen sind sicher, doch dafür sind sie nicht gebaut.“ so Carina Peters, die als Personal Trainerin jeden Tag aufs Neue ihre Kunden zu Leistungen motiviert, von denen sie selbst nicht geglaubt hätten, sie eines Tages erbringen zu können. „Ich liebe Herausforderungen. Nur dort, wo es wirklich kitzelt, kann man seinen eigenen Radius erweitern. Das Reisen ist eine der wunderbarsten Möglichkeiten, sich und die Welt im Austausch neu zu definieren.“

Was hat Sie zu Ihrer Reise bewogen und warum eine Reise um die ganze Welt? Gab es ein oder mehrere Schlüsselmomente für die Entscheidung?

Vielleicht waren die Versuche, die andere von den eigenen Reisezielen zu überzeugen Schlüsselmomente. Wir sind sehr unterschiedlich in unseren Interessen und wollten ganz verschiedene Regionen der Welt erkunden. Alaska versus Hawaii. Norden gegen Süden. Stadt gegen Land. Unmöglich dies in nur einem längerem Urlaub pro Jahr in absehbarer Zeit abzudecken. Man könnte sagen, wir sind da in etwas „hinein geraten“, was nach dem ersten Gespräch nicht mehr zu stoppen war. Außerdem hat Carina sich mit dieser Reise einen langgehegten und mühsam ersparten Jugendtraum erfüllt. Um die ganze Welt zu bereisen, braucht man geschätzt mindestens vier Jahre - allein schon wegen der Jahreszeiten. Und auch mit dieser Zeit wird man nur Ausschnitte erleben können. Deswegen haben wir uns für unsere 13 Monate Reisezeit „nur“ 12 Länder herausgepickt, um die einzelnen Länder etwas intensiver kennen lernen zu können.

Sind Sie mit dem Vorsatz hinein gegangen, etwas in Ihrem Leben sollte sich verändern, wenn ja was?

Unabhängig voneinander haben wir uns zum Glück in unserem vorherigen Leben auch schon viele andere Träume erfüllen können. Wir sind, glauben wir, nicht das klassische Paar, welches ab irgendeinem Alter feststellt, dass Karriere und Konsum auch nicht unbedingt glücklich machen. Dass Selbsterfüllung woanders zu finden ist, ist uns bewusst. Zum Beispiel indem man ein Talent in sich fördert, etwas ernsthaft lernt oder etwas erschafft, was einen nachhaltigen Wert hat. Von daher nein. Es muss sich nichts ändern. Unser vorheriges Leben hat uns sehr gut gefallen.Wir freuen uns nur, wenn wir Stück für Stück unser eigenes Puzzle vervollständigen.

Welche sonstigen Erwartungen hatten Sie an Ihre Weltreise?

Ich glaube, ich habe erwartet, dass wir uns die ganze Zeit „high“ vor Glück fühlen - wie im Urlaub eben. Bzw. sah man diesen Gedanken oft auf den Gesichtern der Menschen, denen wir von unserem Vorhaben erzählt haben. Die Reise ist allerdings mehr zu einer Art Forschungsreise geworden, als zu einer einjährigen Urlaubsreise. Wir nehmen großen Anteil an dem Schicksal von Völkern, die zum Teil Jahrtausende im Einklang mit der Natur gelebt haben und von uns Industrienationen ausgelöscht oder verdrängt wurden, deren Länder wir besetzt haben. Ebenso können wir nicht anders, als die gnadenlose Ausbeutung und Verschmutzung der Natur mit weinenden Augen zu betrachten. Wo es nicht aussichtslos erscheint sammeln wir in der Natur den Müll auf. Wir bringen unsere wiederverwendbaren ToGo Artikel mit (z. B. Take-away Essen in eigener Tupperschüssel abholen) oder tauschen uns mit Einheimischen über nachhaltige Projekte aus.

Welche Erwartungen haben sich erfüllt?

Ich hatte keine festen Erwartungen in die Reise gesetzt und auch kein Ziel gehabt, welches mit dieser Reise unbedingt verfolgt werden sollte. Es ist mehr ein Experiment, wie es sich anfühlt, solange von zu Hause weg zu sein und jeden Tag Fremden und Fremdem begegnen zu können und müssen. Jetzt, nach zwei Dritteln der Reise sind wir zutiefst dankbar, dafür, wie viel mehr wir nun von unserer Welt verstehen.

Was ist eingetreten, was Sie nicht erwartet haben und was Sie überrascht hat?

Es ist wunderschön, mal wieder richtig Hunger zu haben. In Europa und mit eigener Küche hat man vielleicht um 12 Uhr Hunger, weil Mittagszeit ist. Aber auf dieser Reise mussten wir von einem bestimmten Budget leben und waren teilweise auf Campingküche der Rohkost angewiesen. Man muss Reisezeiten berücksichtigen. Wieder einmal echten Hunger zu verspüren, gerade wenn man viel verbrennt, ist eine gute Erfahrung. Mit Fasten kann man sicher ein ähnliches Resultat erzeugen, aber es ist selbst gewählter und hat meist einen klaren Start- und Endpunkt.

Welche Stationen haben Sie auf Ihrer Weltreise besucht bzw. noch geplant und warum genau diese?

Wir haben entschieden, dass Jede von unseren 13 geplanten Monaten die Hälfte zur freien Verfügung erhalten würde. Hier durfte Jede die Ziele und die Reisedaten bestimmen und musste im Gegenzug auch für beide alles bezahlen. Ich wollte gerne endlich alle hawaiianischen Inseln kennen lernen, da ich mich für die Kultur der Polynesier, insbesondere deren Schamanismus sehr interessiere. Außerdem hatte ich Feuer für Myanmar gefangen. Es erschien mir in vielerlei Hinsicht wie das gelobte Land des Buddhismus‘. Die Manie, in jeden Winkel zahllose Buddhastatuen zu bauen, musste ich unbedingt begreifen. Dazu habe ich mir Japan, Singapur, Thailand, Indonesien, Hong Kong und Vietnam für kürzere Trips ausgesucht. Carina wollte neben Neuseeland endlich Australien inklusive Tasmanien ganz bereisen. Einen Kontinent mal "fertig kriegen" und vielleicht abhaken können. Außerdem Alaska, ein Kindheitstraum.

Wo sind Sie zur Zeit?

Wir kommen gerade aus Tasmanien, schauen uns Melbourne an und fliegen morgen nach Neuseeland. Polynesien die Zweite sozusagen.

Wie viel von Ihrer Reise war vorgeplant bzw. vorab organisiert?

Für ein paar Monate haben wir fast jede Nacht gewusst, wo wir schlafen würden. Es klingt wenig spontan, hat uns aber gut gefallen. In dieser Zeit brauchten wir kaum eine Minute für Recherche vergeuden. Vor Ort hatten wir so wirklich die Möglichkeiten, tiefer in das Geschehen einzutauchen. Als guter Rhythmus stellte sich heraus, jeweils vier Tage an einem Ort zu sein. Zwei Tage zur Ortserkundung, einen zum Entspannen und einen für die Weiterreise. Wir haben dem Kennenlernen von Menschen dennoch immer den Vorrang gelassen und uns zur Not die „Sehenswürdigkeiten“ im Nachhinein im Internet angeschaut.

Welcher Moment oder welches Schlüsselerlebnis auf Ihrer Reise hat Sie besonders bewegt oder gar verändert? Es gab zu viele kleine wunderschöne Momente und Aha-Erlebnisse, um sie hier aufzuzählen. Wir glauben, es ist eher die Summe an Erfahrung, die uns reifer gemacht hat, als eine einzelne Situation. Dass der sog. Australia Day am 26. Januar immer noch mit großem Enthusiasmus gefeiert wird, ist eines der negativen Beispiele von sehr bewegenden Erlebnissen. Er markiert den Beginn des Genozids der weißen Siedler an einem uralten, sehr weisen Volk. Diese Feier löst einen wahnsinnigen Schmerz bei den traditionellen „Besitzern“ des Landes aus, welche fordern, Aufklärung entsprechend dieses Datums zu betreiben. Wir wünschen uns sehr, das Australien an Reife gewinnt, sich seiner Vergangenheit stellt und seinen wahren Reichtum erkennt.

Gab es schockierende Momente, etwas, mit dem Sie nicht gerechnet hätten?

Als mir meine beste Freundin schrieb, dass sie wieder verliebt sei, nach Freiburg ziehen würde und eventuell nicht mehr in Hamburg wäre, wenn wir zurückkommen würden. Das fühlte sich an, wie von allen verlassen zu werden und kein wirkliches Zuhause (wie es war) mehr zu haben. Das Leben daheim geht weiter. Menschen können Eltern werden, Kinder plötzlich laufen, Freunde ohne Abschied wegziehen. Schockierend war für uns beide das Ausmaß der Umweltverschmutzung in Südostasien. Egal wie schön die Landschaft ist, jeder wirft seinen Plastikmüll wie selbstverständlich in Seen, Flüsse, Wälder etc. hinein.

Wie harmoniert man auf einer Weltreise zu zweit?

Wir sind 24 Stunden, sieben Tage die Woche zusammen. Wir streiten uns zum Glück kaum, sondern nehmen uns Zeit, um miteinander zu sprechen und beschließen alles gemeinsam. Es ist wunderschön, endlich einmal soviel Zeit zusammen verbringen zu können. Aus irgendwelchen Gründen steckt die Reife in uns zu wissen, worauf es wirklich ankommt. Jeden Tag haben wir die Gelegenheit, neue Details aus dem Leben, Denken und Fühlen der Anderen zu erfahren. Ich denke, wir genießen jede Sekunde, haben ebenfalls schon viele neue Träume entwickelt und deren Umsetzung besprochen. Vielleicht haben wir nie wieder so viel Zeit zusammen. Daher wissen wir diese gemeinsame Erfahrung sehr zu schätzen.

Wie finanzieren Sie diese Weltreise?

Hauptsächlich durch Ersparnisse. Wir haben beschlossen, während wir reisen, nicht nach Arbeit zu suchen. Carina hat allerdings einen Selbstverteidigungsworkshop auf Hawaii und ab und zu Personal Training Stunden gegeben. Ich habe hier und da Fotoshootings gemacht. Wir hatten bisher viel Glück und wurden oft eingeladen. Und wir versuchen, diese lieben Menschen auf unsere Art zu entlohnen. Wir sind sehr gute Zuhörer, stellen uns selbst in den Hintergrund, kümmern uns um die Belange unserer neu gewonnenen Freunde. Außerdem helfen wir gerne im Haushalt oder Garten, kochen, erledigen Einkäufe und führen Hunde aus.

Wie funktioniert Ihr Networking während der Reise mit Familie und Freunden zu Hause, hat sich etwas verändert?

Wir haben ein großes Netzwerk und in vielen Metropolen der Welt Freunde. Das ist sicher einer der Vorteile, wenn man nicht mehr Anfang 20 ist. Es hat uns viel geholfen, nicht gemeinsam zu vereinsamen. Auf unserer Reise auch Freunde zu treffen und Beziehungen zu intensivieren, ist eines der schönsten Aspekte. Eine Freundin aus Hamburg hat uns auf der Reise besucht und ist eine Weile mit uns durch die Welt gezogen. Das war wunderbar. Sie wird ebenfalls auf dem letzten Teil der Reise zu uns stoßen. Das verwegendste unserer vier Elternteile ist uns außerdem bis nach Hawaii gefolgt. Mit Skype und E-Mails kann man gut in Kontakt bleiben. Wir hoffen sehr, dass wir Freunde und Familie nicht all zu sehr vernachlässigen und geben uns Mühe, sie teilhaben zulassen und auch aus der Ferne für sie da zu sein. Denn wir wollen sie unbedingt alle behalten und vermissen jeden Einzelnen sehr!

Haben Sie ein fixes Ritual während der Weltreise und wenn ja, welches ist es?

Lange Schlafen, sich dann darüber ärgern und es dem anderen nach Lust und Laune in die Schuhe schieben? Zu Anfang waren wir mit Sonnenaufgang knall wach und bereit, zu erleben. Mittlerweile, nach knapp 9 Monaten brauchen wir mehr Erholung.

Wenn Sie anderen Menschen, die von einer Weltreise träumen drei Tipps geben sollten, welche wären das?

1. Sich lange im Vorfeld über die Ziele informieren. Möglichst viele Bücher lesen und umfangreiche Recherche betreiben. Die Reise wird wesentlich spannender, wenn man gleich tiefer in die Kultur, das Lebensgefühl und die Einzigartigkeit der Region einsteigen kann oder sich mit Geologie, Flora und Fauna auskennt. Es dehnt außerdem die Reisezeit aus. Auch Klassiker der Belletristik des Landes können hilfreich sein. 2. Möglichst viel Kontakt zu Einheimischen suchen. 3. Das Bedürfnis nach Auszeiten ernst nehmen. So eine Reise kann, so schön sie auch ist, sehr anstrengend sein.

Wie fühlt es sich an, in einer Lebensphase, in der die konventionellen Vorgaben für Ihre "soziologischen Artgenossen" eigentlich ganz anders aussehen, etwas völlig gegen die gesellschaftlichen Erwartungen zu tun? Wie gehen Sie jetzt damit um und was glauben Sie, wird Sie "zu Hause" erwarten?

Manchmal ist es diesbezüglich auf der Reise ein wenig einsam. Wir treffen kaum Reisende in unserem Alter und haben dadurch weniger Austausch auf Augenhöhe. Es ist nicht üblich, mit Mitte/Ende 30 einfach seinen Job zu kündigen und los zuziehen. Auch in Cafés, auf Fähren oder beim Wandern scheint unsere eigene Generation wie ausgestorben. Unsere Altersgenossen arbeiten und treiben sich tagsüber nicht im Freien herum. Andererseits haben wir so mehr Raum, um Menschen anderer Altersklassen zu treffen. Vor allem von den Erfahrungen und dem Wissen Älterer profitieren wir enorm: Manchmal ganz taub vor Müdigkeit, aber glücklich, endlich einmal alle Fragen angebracht zu haben. Zuhause bleibt man viel zu viel unter sich. Hin und wieder führen wir uns bewusst vor Augen wie ungewöhnlich unsere derzeitige Lebenssituation ist und freuen uns, diesen großen und mutigen Schritt getan zu haben. Zuhause warten zahllose neue Projekte auf uns. Manchmal können wir kaum abwarten, sie endlich anzupacken. Als erstes bauen wir einen Hühnerstall und kaufen ausgediente Legebatteriehennen auf, um ihnen noch ein paar Jahre „in Saus und Braus“ zu gönnen.

Wie wird Ihr Leben nach der Weltreise weiter gehen und hat sich diese Perspektive während der Weltreise verändert?

Die Perspektive ist dieselbe, doch das Kaleidoskop ist detailreicher geworden. Wir hoffen, die Unabhängigkeitsbewegungen der Völker und Menschen, die unsere Erde nicht als eine große auszubeutende Ressource und Ersatzteillager wahrnehmen, in irgendeiner Art stärker unterstützen zu können. Eventuell ist ein Buch, welches diese Thematik aus Perspektive unserer Reise behandelt, hierfür eine geeignete Möglichkeit. Außerdem bemühen wir uns um eine immer autarkere Lebensweise. Gemüse und Obst lose und lokal kaufen, Müll, insbesondere Plastik, noch stärker vermeiden, Gegenstände reparieren, anstatt sie weg zu werfen oder Dinge auszuleihen statt zu kaufen gehört für uns ebenso dazu wie Tauschgeschäfte machen, Secondhandware und sich weiterzubilden anstatt zu konsumieren.

Melbourne, 3. Februar 2016

Jennifer Kringel

Nach dem Studium der Kunstgeschichte, Freien Kunst und Medienwissenschaften ist Jennifer (36) zunächst als Public Relations Managerin und im Strategischen Marketing in verschiedenen Unternehmen und Agenturen tätig gewesen. Jennifer ist NLP Master und hat in verschiedenen alternativen Communities gelebt und gewirkt (u. a. auf einem Bauwagenplatz in Hamburg und in einem Retreat Center auf Hawaii). Neben der Weiterentwicklung ihrer Kunst erforscht sie alte schamanistische Praktiken und interessiert sich leidenschaftlich für indigene Kulturen.

Carina Peters

Carina Peters (39) ist gelernte und selbständige Forstwirtin, sowie Personal Trainerin, Fitness Instruktorin und Ernährungsberaterin. Sie setzt sich für den Natur- und Tierschutz ein, sowie für eine gesundheitsbewusste, nachhaltige und ökologische Lebensweise. Sie ist ein wandelndes Buch, wenn es um körperliche Fitness, Verringerung des eigenen Fußabdrucks, Tier- und Pflanzenarten sowie deren spezifischer Lebensweise und Nutzbarkeit geht. Sie bietet maßgeschneiderte Lösungen, auch zur körperlichen Rehabilitation an und trainiert ihre Kunden vorwiegend in der freien Natur (www.komm-raus.com).

Die Fragen stellten Ellen Kuhn & Joachim Materna.

© Foto-Collage Jennifer Kringel und Fotolia

© Gesamter Beitrag: www.travel-edition.net

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